Ein „Christkind“ im Sudan

Internet_UNICEF pic_Baby im SudanSchwester Barbara schreibt zur Verwendung der Stiftungsmittel aus ihrem „Einzelhilfefonds“ kurz vor Weihnachten aus dem Sudan:
„Auch schwerkranken kleinen Patienten konnten wir helfen. Eine Patientin ist Heba (übersetzt: Geschenk Gottes). Sie ist ein uneheliches Kind. Da uneheliche Kinder hier eine Schande für die Familienehre sind, werden sie den Müttern weggenommen, entweder in Khartoum in ein Waisenhaus gebracht oder wenn das der Familie zu aufwendig und teuer ist,   Interessenten vor Ort gegeben …


Dieses Kindchen nahm eine unserer Nachbarinnen zu sich, da sie keine eigenen Kinder hatte. Wir unterstützten sie mit Milch, sonst hätte das  Kleine wohl keine Überlebensmöglichkeiten gehabt.  Die Leute überschlagen meist nicht die Kosten, wenn sie ein Kind annehmen. Sie sehen es als gute Tat an, die ihnen beim letzten Gericht einmal angerechnet wird.

Es ging ca. drei Wochen gut. Da fuhr die Schwiegermutter, die bei der Frau lebt, in ihr Heimatdorf und beschwerte sich über die Schwiegertochter. Sie selbst würde wegen des unehelichen Kindes vernachlässigt und es sei überhaupt eine Schande, solch ein Kind aufzunehmen…
Schließlich beschloss der Familienrat, daß das Kind wieder abgegeben werden müßte, sonst dürfe der Sohn das Dorf nicht mehr betreten!

Was tun? Sie wollten es eigentlich mir geben, aber davon war ich nicht so angetan, denn wo soll ich es lassen, wenn ich arbeite? Da wurde mir erst mal so richtig die Problematik Alleinerziehender bewußt. Schließlich erfuhr ich, daß sie es einer Nubafrau in der Flüchtlingssiedlung gegeben hatte.

Als ich diese besuchte, hatte sie natürlich wieder eine andere Milch angefangen und als ich ihr sagte, wieviel so ein Kind braucht und wieviel das im Monat kostet, erschrak sie sehr (es ist mehr als das Monatsverdienst ihres Mannes, der noch eine zweite Frau und mehrere Kinder hat!).

Internet_Baby im Sudan

Am nächsten Tag brachte sie Heba  mit schweren Durchfällen ins Krankenhaus und dort liegt sie bis heute.

Durch die vielen Wechsel von verschiedenen Milchen hat Heba nun eine Milchallergie entwickelt und braucht Spezialnahrung, die wir uns aus Khartoum schicken lassen müssen. Aber bei der Nubafrau weiß ich Heba nun in guten Händen.

Die Nuba  haben überhaupt keine Vorbehalte gegen uneheliche Kinder. Diese Frau ist 10 Jahre verheiratet und kann keine Kinder bekommen. Sie liebt Heba heiß und innig und sagt, sie bleibt solange im Krankenhaus mit ihr, bis die Kleine sich erholt hat.

Wir hoffen, daß die Allergie bald überwunden und Heba dann billiger zu ernähren ist.
Aber über das  1. Lebensjahr müssen wir sicher helfen.

Ein herzliches Danke für all ihre Hilfe!

Liebe Grüße,
Ihre Schwester Barbara