Zum Tod unseres Stifters Wilhelm Oberle

Zu berichten ist leider auch über das letzte Lebensjahr und über den Tod unseres Stifters Wilhelm Oberle (geb. 27.05.1931, gest. 06.02.2018)
„Die nächsten Monate werden hart“, hatte unser Vater einmal gesagt. Und sie wurden hart. Und es waren tatsächlich auch nur ein paar Monate …
Als er im September 2017 in seinem Garten in Freiburg ein Leiter stellen wollte, hätte es der Unermüdliche fast geschafft, beim Arbeiten und im Stehen zu sterben.
Er ist mit der Leiter gestürzt und hat dabei (nur) einen Schädelbasisbruch erlitten. Als Passanten aufgeregt einen Krankenwagen holen wollten, hat er das abgelehnt und ist allein ins Haus zurück. Im Anschluss an diesen Sturz ging es ihm schnell und zunehmend gesundheitlich schlechter. Wir konnten und wollten ihn nicht mehr alleine lassen und nach kurzer Zeit wurde daraus eine 24 Std.-Betreuung, rund um die Uhr, 7 Tage die Woche.
Die Entscheidung die Betreuung und Pflege durch uns Familienmitglieder zu gewährleisten, hat uns oft überfordert und manchmal haben wir uns untereinander in dieser Überforderung auch nicht einig. Aber letztendlich und im Rückblick haben wir das zusammen doch ganz wunderbar hinbekommen.
Wir kamen unserem Vater durch die Pflege noch einmal ganz anders näher. Jeder hatte Gelegenheit den Vater auch nochmal ganz für sich zu haben und wir hatten noch so manche schönen Gespräche.
Wir sind sehr dankbar für diese zwar schwere, manchmal hektische, aber auch sehr friedvolle Zeit. Unser Vater war zum ersten Mal in seinem Leben kein „Macher“ mehr, er war gezwungen, uns machen zu lassen und letztendlich „loszulassen“.
Wir haben ihm dann ein zweites Bett ins Wohnzimmer gestellt, vor das große Fenster mit dem grandiosen Blick über Freiburg. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er es zulassen, auch mal tagsüber im Bett zu liegen und einfach nur aus dem Fenster zu schauen, mit einem entrückten Blick auf die Verzweigungen und Verästelungen der Bäume davor.
Beerdigt haben wir ihn in seinem Schwarzwälder Heimatdorf Nordrach mit einer großen Trauerfeier in „seiner“ Kirche. Hier wurde er getauft, hier war er Ministrant während der Kriegsjahre und Oberministrant in den ärmlichen Nachkriegsjahren. Hier hat er geheiratet, und hier war er – viele Jahre später – auch Vorsitzender des Pfarrgemeinderats.
Zum Schluss ist er nochmal in seine Kirche heimgekehrt und ruht nun nur ein paar wenige Meter vom „Gäßle“, wo alles begann, wo er zuhause im „Gräbele“ des Elternbetts geboren wurde.
86 lange Jahre hat der Lebensweg von Wilhelm Oberle gedauert. Er hat einen gewaltigen Bogen um die halbe Welt geschlagen und dabei viele gute Spuren hinterlassen, um schließlich friedlich in seine Heimaterde zurückzukehren, wo er immer hingehörte, verwurzelt war und ist.

(Clemens Oberle)