Ein „Hausmädchen-Report“ aus den Anden

VorschaubildUm der oft aussichtslosen Situation der abgelegenen Dörfer in den Anden zu entkommen, ziehen viele junge Mädchen in die Städte, um in Haushalten zu arbeiten. Oder sie  werden von ihren Eltern, die sie nicht mehr ernähren können, in die Stadt geschickt, damit sie es „dort einmal besser haben“.  So auch Benigna und Edith. Sie hatten als junge Mädchen ihre Heimatdörfer verlassen müssen, um sich im weit entfernt gelegenen  Cusco selbst durchzuschlagen.

CuscoBenigna war damals – 11jährig – verängstigt und mit großen Augen nach Cusco gekommen und arbeitete ganze neun Jahre lang als Haushaltshilfe. „Ich konnte am Anfang fast niemanden verstehen, da wir daheim im Dorf kein Spanisch, sondern Quechua gesprochen haben“ berichtet Bedigna. Ihre Arbeit und das Leben in der Stadt hatte sie sich  ganz anders vorgestellt. Sie wollte lernen, arbeiten und in die Schule gehen. Anfangs war sie einfach nur dankbar, dass eine Familie sie  als Haushaltshilfe aufgenommen hatte. Zum Lernen und in die Schule gehen,  blieb dabei aber keine Zeit. Tagtäglich musste sie von früh morgens bis spät nachts putzen und kochen. Sie musste dafür sorgen,  alle Wünsche der Familienmitglieder zu erfüllen. Sie dachte damals,  dass sie wohl nie aus jenem Haus herauskommen und dass sich ihr restliches Leben für immer in diesen vier Wänden abspielen würde.  Die Stadt Cursco, die von so vielen  Touristen besucht wird, kannte sie gar  nicht.
Die Geschichte von Edith ist ähnlich. Wenn sie von ersten Jahren in der Stadt berichtet, von Einsamkeit, Hunger und Ängsten, breitet sich ein trauriger Ausdruck auf ihrem Gesicht aus.

RadioEines Tages hörten beide im Radio in ihrer  Muttersprache Quechua  Geschichten von anderen Mädchen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Das war das erste Mal,  dass sie von CAITH  (Centro de Apoyo integral a la trabajadora del Hogar), einer kleinen Hilfsorganisation für Hausmädchen vom Land,  erfuhren. Die Sprecherin  im Radio gab eine Telefonnummer durch. Es hat dann noch ein paar Tage gedauert, bis Bedigna und Edith   den Mut aufbrachten, diese Telefonnummer zu wählen.

Heute arbeiteten und lernen beide bei CAITH. Edith strahlt, wenn sie über all ihre neuen Erfahrungen berichtet. Man kann sie kaum wiedererkennen, so lebendig sprudeln die Geschichten aus ihr heraus: “Hier kann ich so viel Neues für meine Zukunft lernen und immer ist jemand für mich da. Ich fühle mich so wohl. Ein ganz anderes Leben”.

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Benigna genießt die Zusammenarbeit mit anderen jungen Mädchen. Jeden Tag gibt es neue Dinge und neue Menschen zum Kennenlernen,  Tagespläne erstellen, Bettenbelegung organisieren, Zimmer vorbereiten und Kochen.

Gerade ist  Hochsaison,  was Benigna  besonders spannend findet. Menschen aus vielen anderen Ländern trudeln  in die Herberge ein.

FotoAuch für Edith eröffnen sich durch die Begegnung mit vielen Menschen  neue Welten: “Ich lerne so viel neues über Denkweisen, andere Kulturen und neue Handlungsmöglichkeiten”. Edith weiß, wenn die Touristen kommen dann gibt spanndende Gesellschaft, viel Arbeit und die Gelegenheit neue Freundschaften aufzubauen. “Später möchte ich einmal in den großen Hotels arbeiten”, berichtet Benigna selbstbewusst, “aber davor muss ich meine Arbeit noch verbessern, noch mehr Erfahrungen sammeln”.

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