Weihnachtsaktion für Satu-Mare
Weihnachten steht vor der Tür. Menschen aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald packen Schuhkartons mit Kleidung, Kuscheltieren, Spielzeug, Schulsachen und Grundnahrungsmitteln. Oben drauf noch ein paar Süßigkeiten und persönliche Grüße, Karton in Weihnachtspapier einpacken, fertig! Über 600 Schuhkartons kommen wieder zusammen. Eine beachtliche Menge. Der Lastwagen steht bereit, emsige Helfer stapeln Kiste um Kiste in den geräumigen Frachtraum.
Auch Sachspenden sind dabei: Gebrauchte Fahrräder, kleinere Schränke, Stühle, ein paar Rollatoren, einfach alles, was in Rumänien gebraucht wird. Mit Sack und Pack machen sich die LKW-Fahrer also auf den Weg: Österreich, Tschechien und Ungarn werden durchquert. Es dauert drei Tage, um die knapp 1.500 Kilometer bis Satu-Mare, im Nordwesten von Rumänien, zurückzulegen.
Der LKW wird in Satu-Mare schon sehnsüchtig erwartet. Dort werden die Spenden aus dem Breisgau über Caritas und Malteser bzw. deren Hilfseinrichtungen verteilt. Die Schuhkartons werden dann direkt an Kinder, an alte und erkrankte Menschen, sowie an kinderreiche und sozialschwache Familien ausgegeben.
Ein 16-jähriger Junge, der auf der Straße lebt, ist der erste Empfänger eines weihnachtlich verpackten Schuhkartons. Vorsichtig nimmt er das Päckchen entgegen und setzt sich in eine Ecke, um es in Ruhe zu öffnen. Ein zweites Paket geht an einen Jungen im Alter von 8 oder 9 Jahren, ein drittes Paket mit der Aufschrift „Kleidergröße L/Mann“ an einen Rentner. Der Nikolaus hat alle Hände voll zu tun, bis die Pakete verteilt sind.
Die Freude der Beschenkten ist riesengroß. Frau Tünde Löchli, Caritasdirektorin von Satu Mare, möchte ein Dankeschön und besondere Grüße in den Breisgau schicken: „Jedes Mal, wenn wir Gott durch uns hindurch andere Menschen lieben lassen, ist Weihnachten… Ja, es wird jedes Mal Weihnachten, wenn wir unserem Bruder zulächeln und ihm die Hand reichen.“(Mutter Teresa)
Die Arbeitslosenzahl in Rumänien ist hoch, viele verfallen dem Alkohol oder suchen ihr Glück im Ausland. Die Kinder bleiben bei den Großeltern zurück, verwahrlosen oder landen auf der Straße. Zudem fehlt es an vielen Dingen des täglichen Bedarfs. „Die Not ist nach wie vor sehr groß in Rumänien“, berichtet Rosalia Beer. „Wir müssen etwas machen“, war vor vielen Jahren ihr Impuls bei einem Besuch in ihrer früheren Heimat. Bei diesem Impuls blieb es aber nicht. Rosalia Beer gründete zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen die Rumänienhilfe. Dieses Jahr hat die Rumänienhilfe bereits die elfte Weihnachtsaktion ausgerufen – mit nie dagewesenem Erfolg.
Das Lager in der Bad Krozinger Straße im Gewerbepark Breisgau füllt sich nicht nur zur Weihnachtszeit. Jeden ersten und dritten Samstag im Monat nehmen ehrenamtliche Helfer am südlichen Ende der Halle Spenden entgegen. „Wir sichten, sortieren und packen alles für den nächsten Transport“, erzählt eine Helferin. Viele investieren fünf bis sechs Stunden pro Woche. „Das muss sein. Der Transport ist viel zu teuer, um kaputte oder unbrauchbare Sachen zu verschicken“, sagt Rosalia Beer.
Umsonst ist die Verschickung natürlich nicht: Ein LKW-Transport kostet 2.000 Euro, davon schießt 800 Euro die Caritas Hochschwarzwald zu, der Rest muss über Spenden finanziert werden. Und wenn die Spenden nicht ausreichen, springt die Oberle-Stiftung ein, die in der Region Satu Mare mehrere Hilfsprojekte mit 20.000 Euro jährlich unterstützt. Drei Transporte hat die Rumänienhilfe im Jahr 2014 auf die Beine gestellt. Auch für 2015 sind die ersten Transporte bereits geplant.
Zum Artikel der Badischen Zeitung vom 17.12.2015
Nachtrag 2019: 10 Jahre lang arbeiteten wir mit dieser Gruppe unermüdlicher Ehrenamtlicher zusammen, die sich unter dem Namen „Rumänienhilfe Satu Mare“ zusammentaten und über das ganze Jahr hinweg Hilfsgüter und Weihnachtspakete sammelten. Jeder Kleidersack, jeder Schrank wurde zuvor angeschaut, defekte Ware aussortiert und die Kleidung wurde noch extra gewaschen. Doch alles Helfen hat auch ein Ende: Die Weihnachtskation 2019 war die letzte. Die Rumänienhilfe Satu Mare löste sich aus gesundheitlichen und privaten Gründen auf. Parallel lief die Nutzungsgenehmigung für das Lager aus, die Halle wurde abgerissen und das Gelände neu bebaut.