Where´s my home?


Wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene machen Musik

BZ Foto_KunzIm Kreativraum der Freiburger StraßenSchule, der „Galerie UpArt“, haben sich wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene im vergangenen Jahr zusammen getan und eine Band gegründet. Ein Benefizkonzert für die Freiburger StraßenSchule brachte sie auf die Idee. „Warum machen eigentlich andere Musik für uns? Wir wollen auch mitmachen!“ Seitdem herrscht jeden Dienstag höchste Konzentration im 12-qm-Werkraum. Dann ist Bandprobezeit und das kann schon eine ganz schöne Herausforderung sein.

Foto_Website StrassenSchule_SchuhePünktlich sein, sich konzentrieren, alles geben! Und das, obwohl durch die eigene Lebenssituation regelmäßig anderes, zum Teil schwieriges zu bewältigen ist.
Trotz allem hat das kleine Projekt eingeschlagen wie eine Bombe. Wöchentlich werden die ersten zwei gespendeten Gitarren und ein Keyboard ausgepackt. Und manchmal erklingt plötzlich eine leise Mundharmonika dazu, die einer der Jugendlichen auf der Straße fand und seither Tag und Nacht mit sich trägt.

Der zuständige Galerie-Sozialarbeiter hat alle Hände voll zu tun. Seine Anwesenheit und das gemeinsame Ausprobieren und Lernen an den Instrumenten gibt den jungen Leuten Kontinuität und Halt und fördert sichtlich wieder Lebensfreude zutage. Sie entwickeln und verfolgen mehr und mehr ihre eigenen Ideen und schöpfen Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Manche halten dabei zum ersten Mal ein Instrument in den Händen, andere entpuppen sich als heimliche Virtuosen.

Das gemeinsame Ziel jedenfalls tut allen gut, es schafft Perspektive, macht Mut für mehr und hilft dabei, mit Misserfolgen fertig zu werden und Erfolge zu erkennen. Ein erster kleiner Auftritt auf einer Vernissage der Freiburger StraßenSchule hat die wohnungslosen jungen Leute spürbar wachsen lassen. „Wow, das war einfach klasse“, schwärmt ein Jugendlicher danach.

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Das Musik Projekt zieht seine Kreise in Freiburg und 2014 gründete sich dann ganz offiziell für ein Kooperationsprojekt mit dem städtischen Theater Freiburg daraus die „StraßenSchule-Band Tunnelblick“. Mit Unterstützung der Theatermusikerin Bernadette La Hengst, Sozialarbeiter Marc Sütterlin und Sozialarbeitsstudent und Praktikant Adrian Dessecker schrieben die „StraßenSchüler“ erstmals eigene Stücke, komponierten Riffs und Beats und verarbeiteten persönliche Erfahrungen der Straße zu Liedtexten. Bei den Aufführungen ist „Where´s my home“ ist eines der absoluten Lieblingsstücke. Der Text geht unter die Haut und die Melodie nicht mehr aus dem Ohr.

Seit Mai 2014 begeistern die jungen Leute die Freiburger Öffentlichkeit in dem als Stadtspaziergang konzipierten Theaterstück „Schwarz Wald Strasse“. Mit „Tunnelblick“ empfangen sie die Theaterzuschauer in ihrem Lebensraum – der Straße. Ihre Songtexte erzählen den Zuschauern von ihrer Lebenssituation, ihren Ängsten und Träumen. Durch ihre Musik zeigen sie, was sie können und werden in der Stadt damit anders und sehr positiv wahrgenommen. Sie haben Anteil an einem großen Ganzen und treten als steuernde Akteure auf. Mit einer Anzahl von insgesamt elf Theateraufführungen haben die jungen Leute trotz ihrer unsteten, kräftezehrenden Lebenssituationen einen wichtigen, unersetzlichen Part im Stück „Schwarz Wald Strasse“ übernommen. Sie proben und spielen jede Woche mehrfach zuverlässig und engagiert vor Zuschauern.

FR Strassenschule Projekt Tunnelblick Devic Christine

Im Proberaum wird aktuell an einem neuen Stück gearbeitet: „Spießerscheiße“ klingt fast ein wenig punkig. Um was es geht? „Um dreilagiges Klopapier“, sagt Smecks und grinst. „Und um die Sehnsucht nach einem eigenen Dach über den Kopf“, ergänzt Phil.

Das Projekt „Tunnelblick“ wurde von der Wilhelm-Oberle Stiftung unterstützt.

Foto: Theaterfotograf Maurice Korbel

Quelle: Badische Zeitung

Die Band Tunnelblick tritt beim Theaterstück „Schwarz Wald Straße“ auf. (veröffentlicht am Mo, 20. Juni 2014 auf badische-zeitung.de)

Soziologische Stadtführung im Freiburger Osten (veröffentlicht von Annette Hoffmann am Di, 27. Mai 2014