Ein eigenes Einkommen schaffen / aus unserem Einzelhilfefonds
Kleine Lehmhütten, staubige Pfade und saftige Felder, Kühe und Ziegen, spielende Kinder und herrenlose Hunde.
Diese Bilder gehören zum Alltag von Sobhura, Kirodha und Suchitra.
Alle drei Frauen wohnen in einem kleinen Dorf in Bangladesh.
Sie verbindet, dass sie nicht mehr am Hungertuch nagen müssen, sondern nun ein regelmäßiges Einkommen für ihre Familien erwirtschaften …
Noch vor ein paar Jahren lebte Sobhura in der Regel von nur zwei Mahlzeiten am Tag.
Das Geld ihres Mannes reichte hinten und vorne nicht aus, denn er verdiente nicht mehr als 50 Taka (70 Cent) am Tag. Mit ihren vierzig Jahren und zwei Kindern absolvierte Sobhura zusammen mit anderen Frauen ein Training bei der NGO Salamby. Sie erzählt lächelnd, dass sie inzwischen weiß, wie sie das Geschäft führt und Produkte vermarktet. Da sie geschickte Hände hat, entschloss sie sich, Holz zu verarbeiten. „Nicht nur reiche Leute kaufen meine Produkte!“, sagt sie. Von Salamby bekam sie zehn verschiedene Sorten Holz als Starthilfe. Das Bett, das sie gerade baut, wird gerade mal 10 Euro kosten.
Die Nachbarin Kirodha hat sich im Fischtrocknen spezialisiert. Da ihr Mann Wurfnetze zum Fischen knüpft und Kontakte zu den lokalen Fischern hat, lag dies auf der Hand.
Ihr Mann braucht ca. eine Woche für ein Netz und kann es dann für umgerechnet 7 Euro verkaufen. Von Salamby erhielt Kirodha zunächst fertigen Trockenfisch im Wert von 4000 Taka (57 Euro), den sie auf den Dörfern verkaufte. Den Gewinn investierte sie in den Kauf von frischem Fisch, den sie vier oder fünf Tage an der Sonne trocknet. Sie verkauft ihn mit einem Gewinn von 30 bis 40 Prozent. Ihr macht die Arbeit besonders Freude, da sie gerne von Dorf zu Dorf zieht und schon viele neue Freundinnen kennengelernt hat. Sie bekommt dadurch tiefe Einblicke in die Familiensituationen der anderen Frauen aus den Dörfern und motiviert diese, auch arbeiten zu gehen.
Bisher wohnt die junge Suchitra mit ihrem Mann noch in einer kleinen Hütte, die nur ein paar Quadratmeter groß ist und anderen Leuten gehört. Ein Bett hat sie nicht. Sie muss auch im Winter auf dem Lehmboden schlafen. Das Paar kommt aus ärmsten Verhältnissen. Morgens gab es oft Tee mit Salz, denn der dämpfte den Hunger für ein paar Stunden. Sie erinnert sich, dass ihre Eltern oft stundenlang im Schatten der Hütte saßen. Sie suchten Schutz vor der Sonne und warteten, dass ein weiterer Tag vergeht, der von Hunger und Aussichtslosigkeit geprägt ist. Suchitra möchte anders leben, sie möchte ihr Leben selbst in die Hand nehmen.
Kinder hat das Ehepaar bisher nicht, denn sie kommen ja selbst fast nicht über die Runden. Anfangs haben sie deshalb viel gestritten. Während der Regenzeit hat wenigstens ihr Mann Arbeit. Er fängt Fische in den flachen Seen der Umgebung. In der Trockenzeit muss er weiter entfernt Arbeit suchen. Während dieser Zeit ist Suchitra auf sich gestellt. Erst vor kurzem hat sie von der NGO Salamby gehört und wollte gleich an einem Training teilnehmen. Inzwischen hat sie eine Kuh und lässt diese täglich am Wegrand grasen. Durch die Milch erhält die junge Frau das erste Mal im Leben ein Einkommen. Für umgerechnet 30 Cent kann sie einen Liter Milch verkaufen. Suchitra freut sich auf die regelmässig stattfindenden Gruppentreffen der anderen Frauen des Dorfes. Hier kann sie aus den Erfahrungen der anderen lernen, an Trainingsprogrammen teilnehmen. Sie fühlt sich als Teil des Dorfes, die Frauen halten zusammen und helfen sich aus, wenn Not ist. Suchitra schaut mit freudigen Augen in die Runde, sie ist eine der Jüngsten hier. Sie weiss, es gibt noch vieles, was sie über Viehhaltung lernen muss, doch die junge Frau lernt unerlässlich und träumt schon von weiteren Kühen. Die Gespräche mit ihrem Mann sind heute geprägt von Plänen für die Zukunft.
Zu unserem Projektpartner in Bangladesch: NETZ e.V.
Das Video zum Thema: Ein Leben lang genug Reis