Der letzte Besuch von Anne Namuddu aus Uganda, Badische Zeitung

Anne Namuddu setzt sich seit 50 Jahren für Waisenkinder ein 
Helfen einander: (hinten von links) Klemens Wehr, Clemens Oberle, (vorne von links) Teddy Nakanwagi, Anne Namuddu und George NKonge. Foto: BZ

KIRCHZARTEN (BZ). Das Wohl der Waisenkinder liegt ihr am Herzen und dafür hat sie sich immer wieder auf den langen Weg nach Deutschland gemacht: Vor 50 Jahren kam die damals 32-jährige Anne Namuddu von Uganda zum Studium der Sozialarbeit nach Freiburg. Nach ihrer Rückkehr baute Namuddu im Auftrag der Caritas verschiedene Hilfsprojekte in ihrer Heimatstadt Masaka im Süden Ugandas auf. Dabei hatte die heute 82-Jährige engen Kontakt zu Freunden und Unterstützern im Großraum Freiburg. Der diesjährige Besuch in Deutschland wird vermutlich ihr letzter sein, wie einer Pressemitteilung des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe zu entnehmen ist.

Einer der Unterstützer ist Klemens Wehr, Geschäftsführer des Deutschen Arbeitskreises für Familienhilfe mit Sitz in Kirchzarten. „Ich lernte Anne schon mit zehn Jahren kennen, damals war sie oft bei uns zuhause. Mein Vater half ihr bei ihrer Abschlussarbeit. Daraus ist nun eine lebenslange Verbindung geworden.“ Das größte Hilfsprojekt ist das „Transitory Home“, eine zweijährige Internatsschule für Aidswaisen, in der 100 Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren ohne familiären Anschluss leben. Dort lernen die Mädchen nach der Schule verschiedene Berufe kennen, arbeiten in Landwirtschaft, Haushalt und Küche und entwickeln Pläne für ihr weiteres Berufsleben. Das Grundkapital für dieses Projekt kam aus Freiburg und Umgebung, es wurde vor über 20 Jahren von Caritas International und dem Deutschen Arbeitskreis für Familienhilfe, Träger von heute sieben Eltern-Kind-Fachkliniken im Schwarzwald und an Nord- und Ostsee, zur Verfügung gestellt. Auch der Familienkreis der Pfarrei St. Josef in Freiburg gehört seit vielen Jahren zu den Unterstützern.
Nicht nur in Freiburg und Umgebung, sondern an mehreren Orten in Baden-Württemberg, in Thüringen und in Münster hat Anne Namuddu ein breites Unterstützernetz für ihre Projekte aufgebaut. Alle paar Jahre kommt sie für mehrere Wochen nach Deutschland und besucht ihre Freunde hier. „Dieser Besuch wird der letzte für mich sein, den nächsten Besuch müssen die Jungen machen“, sagt sie in einwandfreiem Deutsch. Die Jungen, das sind George NKonge (50) und ihre Nachfolgerin Teddy Nakanwagi (26), die sie auf ihrer Deutschlandreise begleiten. Beide sind im Haushalt von Anne Namuddu aufgewachsen. Etwa 35 Aidswaisenkinder leben im Haushalt der Sozialarbeiterin, das jüngste ist ein Jahr alt.

Zu einem Treffen mit Anne Namuddu in Staufen ist auch Clemens Oberle von der Wilhelm-Oberle-Stiftung in Staufen gekommen. Er war 1998 und 2010 in Uganda vor Ort. Die Oberle- Stiftung hat immer wieder einzelne Projekte von Anne Namuddu in Uganda gefördert. Klemens Wehr und Clemens Oberle sind sich einig darin, dass die breite Unterstützung für Namuddus Projekte in Deutschland auf dem persönlichen Draht der Beteiligten zu Anne Namuddu und ihrer Vertrauenswürdigkeit gründet.

Jetzt steht ein doppelter Generationswechsel an, auf Seiten von Anne Namuddu und ihren Mitarbeitern in Uganda und auf der Unterstützerseite. Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, die Strukturen in Uganda zu professionalisieren, die Kommunikation übers Internet aufzubauen und die Unterstützerseite zu verjüngen.

Quelle Text und Foto: Badische Zeitung

Nachruf:  Am 6.2.2019 verstirbt Anne Namuddu  im Alter von 88 Jahren. Sie bleibt in unserer Erinnerung als eine Frau, die sich mit Mut und viel Kraft für eine besseres  Leben von Kindern in Uganda einsetzte und immer betonte,  was ihr dabei am Wichtigsten war:   Bildung, Erziehung und Liebe.  Ihre Herzlichkeit, ihr wundervolles Lachen, ihre strenge aber auch fürsorgliche Art hat uns tief berührt.