Die Mutter der Taubstummen

U_Taubstumm.Schule 1Scovia Nsamba ist keine gewöhnliche Mutter: Sie hat zwar selbst 10 Kinder geboren, ist aber auch die „Schulmutter“ von über 100 Kindern. Von den Leuten in ihrem Dorf und aus der Umgebung wird sie nur die „Mutter der Stummen“ genannt.

Angefangen hat alles vor gut 20 Jahren. Frau Nsamba nahm die taubstumme Tochter ihres Bruders bei sich auf und kümmerte sich fortan um das Kind … Sie brachte ihre  Nichte  damals in eine Taubstummenschule in der Hauptstadt Kampala. Dadurch begann sie sich auch für das Schicksal anderer taubstummer Kinder zu interessieren. Nach und nach nahm sie weitere Kinder bei sich zu Hause auf.  Mit der Zeit wurde aus dem Haus der Familie Nsamba eine kleine Familienschule für Taubstumme und Waisen namens „Good Samaritan“. Eltern setzten ihre taubstummen Kinder einfach bei den Nsambas ab oder ließen sich von Scovia überreden, ihr behindertes Kind in die Schule gehen zu lassen.

Als das Wohnzimmer als Schulraum zu klein und die Schlafmöglichkeiten im Haus zu eng wurden, wurden weitere Unterrichtsgebäude und ein Schlafsaal auf dem Grundstück der Familie Nsamba gebaut. Inzwischen gibt weitere Schulzimmer, denn die Anzahl der Kinder steigt. Es spricht sich herum, dass es einen Ort gibt, an dem taubstumme Kinder lernen und arbeiten können.

Gruppenbild 'karriert' aus 2005Die taubstummen Kinder aus besser gestellten Familien müssen ein Schulgeld zahlen, die meisten Kinder kommen aber aus sehr armen Familien, die nichts bezahlen können.  Wieder andere Eltern weigern sich, für solch „nutzlose“ Kinder zu zahlen. Es ist  schwierig, in Armutsverhältnissen diese Kinder mit zu versorgen und man braucht zudem viel Geduld.
Aber Frau Nsamba gibt die Kleider ihrer eigenen Kinder an die taubstummen Kinder weiter und auch Leute aus dem Dorf und der Umgebung bringen ab und zu Kleidung und Schuhe für die vielen Kinder vorbei.
Herr Nsamba ist Taxifahrer und versorgt mit dem Geld, das er verdient, seine große Familie mit. Die Familie hat  ein gutes Stück Land: Auf 13 ‚Morgen‘ werden Lebensmittel angebaut. Samstags ist „Gartentag“ und alle Kinder arbeiten mit auf dem Feld. So kann sich die Schule fast komplett selbst versorgen. War die Ernte schlecht, helfen Leute aus dem Dorf und bringen etwas vorbei.

Mittlerweile ist diese Taubstummenschule in Uganda anerkannt und dem Schulministerium unterstellt. Gut 100 Kinder leben und lernen hier. Sie  lernen nicht nur die Taubstummensprache, sondern werden dazu befähigt, ihr Leben später selbst in die Hand zu nehmen: Die Jungs werden in Holzverarbeitung ausgebildet und die Mädchen lernen Weben und Schneidern. Und unter den 10 angestellten Lehrern ist nun der erste ehemalige Schüler.

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Video zur Taubstummenschule „Good Samaritarian“