Auch in Uganda herrscht Schulpflicht. Bei Besuchen in Schulen fällt jedoch auf, dass die unteren Klassen völlig überfüllt sind, während die oberen Klassen mit weit weniger Schülern belegt sind. Allen Ausreden der Rektoren zum Trotz (die Schüler würden zu anderen Schulen wechseln…) gingen unsere ugandischen Projektpartner der Frage nach „wo sind die 5., 6. und 7. Klässler?“ Das Ergebnis bestätigte unsere Vermutung, dass es sich um Schulabbrecher handelt…
In den ländlichen Gebieten Ugandas erreichen bis zu 75 % der Kinder den eigentlichen Primarschulabschluss in Klasse 7 nicht. Einige brechen schon in den unteren Klassen ab.
Auf der Suche nach den Gründen kam Folgendes zutage:
Die Klassen sind teilweise so überfüllt, dass Kinder nach drei oder vier Schuljahren noch nicht einmal ihren Namen schreiben oder einfache Rechnungen tätigen können und lieber zu Hause bleiben.
Andere müssen zu Hause helfen. Mädchen können sich während ihrer Periode nicht adäquat versorgen, haben so viele Fehltage, die irgendwann zum kompletten Fernbleiben führen.
Aber der Hauptgrund für Schulabbrecher ist einfach der Hunger. Die meisten Kinder kommen ohne Frühstück zur Schule, haben keine Mittagsverpflegung dabei und überstehen den Schultag, der ab Klasse drei bis in den Nachmittag geht, dann kaum.
Gemeinsam mit Elternkomitees und Schulleitungen entstand schließlich das sog. „Tusome-Programm“. Inzwischen profitieren 12 Schulen, also ca. 12.000 Schüler, davon:
Jede Schule erhielt 1 Paar Pflugochsen, Pflug, Geschirr und einen Klassensatz Hacken, teilweise auch Saatgut. Die Schüler werden ohnehin im Fach Landwirtschaft unterrichtet. Nun findet dies praktisch statt.
Meist wurde zunächst nur Mais angebaut, doch inzwischen wachsen auch Bohnen, Süßkartoffeln und Gemüse in den Schulgärten.
Im Frühjahr 2010 begannen die ersten Schulen mit Pflügen und Säen, im November konnte ich wieder in Uganda sein und eine Schule besuchen: Ganze 1000 Kinder strahlten mich an. In der Pause genossen sie den Brei aus ihren mitgebrachten Plastiktassen, mittags gab es Posho, einen festen Maisstampf und Bohnen.
Mittlerweile konnten wir an den Schulen auch sog. „Einkommen schaffende Maßnahmen“ finanzieren. So z. B. einen Plastikstuhl- oder Pavillonverleih. So können Einnahmen erzeugt werden und wenn mal nicht so viele Bohnen wachsen, kann zugekauft werden.
Weiter geht’s mit dem Bau von energiesparenden Herden und dem Pflanzen von Schulwäldern …
So kann auch der Entwaldung mit allen Konsequenzen wie Erosion, Erdrutschen und Klimawandel ein bißchen entgegengewirkt werden.
Kinder des Tusome Projektes, Uganda
Zu unserem Projektpartner in Uganda Tukolere Wamu e.V.
Zum Artikel der Badischen Zeitung