Hilfe für „gebrannte Kinder“
In den Elendsvierteln von Lima wird auf einfachen Gaskochern mit Kerosin gekocht. Oft sind die Kinder für den Haushalt und das Kochen zuständig, denn beide Eltern müssen arbeiten gehen, um die Familie durchzubringen. Schnell passieren Unfälle mit den Kerosin-Gaskochern: Sie werden zu hoch aufgedreht, das Benzin explodiert oder die Kinder verbrühen sich mit kochendem Wasser …
Unter Schock stehend, wissen die Kinder nicht, wie sie reagieren sollen und sich verarzten können. Auch ältere Geschwister und herbeieilende Nachbarn sind oft heillos überfordert. Ein Erste-Hilfe-Wissen für Verbrennungen existiert in den Elendsvierteln so gut wie nicht. Dort man man ganz andere Sorgen.
Doch bei Verbrennungen oder Verbrühungen muss sofort gehandelt werden. Bei schweren Verbrennungen im Gesicht und am Körper sind operative Eingriffe oft die einzige Überlebenschance. Doch wie können Menschen aus Elendsvierteln an professionelle medizinische Hilfe kommen? In den riesigen Elendsvierteln eigentlich fast unmöglich. Zum Glück gibt es seit Ende der 90er Jahre eine Organisation namens ANIQUEM (La Asociación de Ayuda al Niño Quemado Aniquem – Hilfe für Kinder mit Verbrennungen), die sich genau solcher Fälle annimmt.
Bei ANIQUEM arbeiten Ärzte, Krankenschwestern und Freiwillige, um Kinder mit Verbrennungen zu behandeln. Zuerst geht es natürlich um die Versorgung der Verbrennung und um eventuell notwendige medizinische Eingriffe. Dann geht es aber auch darum, den Eltern und Geschwistern die Angst vor dem verbrannten Kind zu nehmen. Denn manch ein Anblick nach Schwerstverbrennungen ist schwer auszuhalten, die Kinder sehen anfangs regelrecht entstellt aus.
ANIQUEM hält alle Versorgungsmaterialien bereit. Bei Gesichtsverbrennungen werden zu Beginn bestimmte Masken zum Schutz der Haut und Knochen getragen. Soweit es möglich ist, wird die Familie aktiv in die Nachbetreuung der Kinder eingebunden: Verbandswechsel, Kompressionstherapie und der Besuch bei der Krankengymnastik.
ANIQUEM bietet daneben besondere Formen der Rehabilitation für die Kinder an. Es ist nicht leicht, mit einem neuen Gesicht oder Brandmalen zurück in den Alltag in den Elendsvierteln zu finden. Oft müssen Kinder wieder neu Sprechen lernen, dafür werden Gesichtsmuskeln trainiert und aufgebaut. Einfache und spielerische Übungen, beispielsweise Sprechen mit einem Bleistift zwischen den Lippen werden einstudiert. Die körperlichen Narben sind oft schneller verheilt als die emotionalen. Freiwillige treffen sich deshalb regelmäßig mit den Kindern und versuchen, im spielerischen Zusammensein das traumatische Erlebnis der Kinder zu verarbeiten. Kunst, Musik und Theater helfen dabei. Wenn die Kinder und Jugendlichen zusammen sind, können sie über ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen sprechen. Sie unterstützen sich gegenseitig und sind auf dem Weg , sich nicht als gebrannte Kinder, sondern als Kinder mit neuen Gesichtern zu sehen.
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