Für arme Familien sind behinderte Kinder eine (über-) große Last. Für eine spezielle oder gar therapeutische Versorgung fehlen jegliche Mittel. Der instabile Gesundheitszustand verschlechtert sich schnell. Oft sind die Behinderten nicht in der Lage, ihre Hütte zu verlassen.
„La Alegria en el Señor“, also „die Freude im Herrn“ ist der Name einer Behindertenschule in der peruanischen Hauptstadt …
Sie wurde vor über 50 Jahren von einer ehemals Deutschen in Lima gegründet, die – im Alter von 80 Jahren – die Schulleitung dann an Ordensschwestern übergab, denen die „Freunde im Herrn“ ein besonderes Anliegen war und ist.
Wer die Einrichtung betritt, spürt sofort: Hier ist etwas Besonderes und Anderes. Vielleicht ist es der sorgsame und respektvolle Umgang zwischen den Menschen hier, die Mischung aus Ruhe, Lebendigkeit und Lebenswille. Oder einfach nur das Gefühl, dass jeder so angenommen wird, wie er oder sie ist. Die Kinderaugen der Jungen und Mädchen strahlen vor Freude, Dankbarkeit und Willensstärke. Die Rollstühle und Krücken, mit denen sich viele nur mühsam fortbewegen können, sind nicht zu übersehen. Und doch spielen die Hilfsmittel keine Hauptrolle.
Freude scheint es hier in allen Ecken und Enden zu geben. Aus dem Klassenzimmer links tönt der Gesang heller Kinderstimmen. Es wird gemeinsam musiziert, dabei spielt es keine Rolle, ob jemand stumm ist oder nicht. Auch Töne und Geräusche sind willkommene Beiträge zum Gesang.
Gleich im Raum gegenüber trainieren ein paar Jungs im Grundschulalter ihre Feinmotorik. Ganz langsam und hochkonzentriert versuchen sie, aus Knete Tiere zu formen. Für sie ist es Schwerstarbeit, ein reiner Kraftakt. Hin und wieder muntert der eine den anderen lächelnd auf, ansonsten lauschen alle dem Kindergesang von nebenan. Nach einer guten halben Stunde sind die Tiere fertig. „Das ist ein Hund“, so der Junge mit den Wuschelhaaren. „Und ich habe Lama gemacht“, fällt der andere stolz ins Wort. Noch vor ein paar Wochen konnte er seine Hände kaum bewegen freut sich deshalb über sein Knetexemplar Namens „Lama-Luna“. In der Schule gibt es eine große Bandbreite an Therapieformen: Kunsttherapie, Physiotherapie und Krankengymnastik.
Damals wie heute ist das Ziel der Schule, behinderten Kindern eine angepaßte und möglichst optimale Schulausbildung zu ermöglichen. Die Schule befindet sich in einem wohlhabendem Stadtteil von Lima (La Molina) und verfügt deshalb über eine gute Grundausstattung. Viele behinderte Kinder aus reichen Familien besuchen diese Schule, an der Mütter aus der Mittelschicht ehrenamtlich mitarbeiten.
Die Aufgabe der Stiftung ist, auch den Kindern aus den ärmsten Familien der Slums in der Umgebung den Schulbesuch zu ermöglichen. Deshalb unterstützen wir den Schultransport.
Die Kinder werden morgens abgeholt und nach Schulschluss am späten Nachmittag wieder zurück zu ihren Familien gebracht. Bildung oder Therapien bliebe ihnen in den Armenvierteln ansonsten komplett verschlossen.
Vielleicht saugen deshalb so viele Kinder alles Erlernte auf wie ein Schwamm. Besonders beliebt ist das Fitnessprogramm. Sei es im kleinen Hof an Sportgeräten zu üben oder sich in der Turnhalle mit Gummibällen und Seilen zu beschäftigen. Aber auch Ausflüge, Kunstworkshops und Musiktherapieeinheiten werden von den Kindern freudig angenommen. Bei Festen mit den Angehörigen werden dann gemeinsame Rollstuhl-Polonaisen veranstaltet: Musik und Bewegung lassen die Herzen aller höher schlagen.
Wenn die Kinder dann Spätnachmittags nach Hause kommen, sehen sie zufrieden und müde aus. Sie berichten von ihren Tageserlebnissen. Anderen fallen die Augen zu, denn die Slums sind ganz schön weit von La Molina entfernt und das Geschaukel auf den steinigen Schotterwegen macht müde.
direkt zu unserem Projektpartner in Peru (Spanisch): La Alegria en el Senor