Das Stadtbild der Hauptstadt Perus ist geprägt von Straßenkindern. Viele leben unter Brücken, in verlassenen Parks, in Häuserruinen oder haben irgend eine Art von Zuhause. Oft sind das auch 12-15 qm kleine, selbst zusammengeflickte Sperrholz-Hütten mit Blechdächern in denen sie auf zerschlissenen Matratzen schlafen. Die jüngsten Straßenkinder in Lima sind kaum älter als sechs Jahre …
Sie wachsen (viel zu) früh ohne Familie auf – alleingelassen zwischen Drogen, Kriminalität und Prostitution. Viele haben schon zuhause Gewalt und Kindesmissbrauch erlebt. Nun suchen sie Zuflucht in den Straßen und versuchen in Kleingruppen von ihresgleichen zu überleben. Meist bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich mit illegalen Aktivitäten wie Raub und Betrug einzulassen. Verzweifelt, schmutzig, in Lumpen gekleidet und in schlechtem Gesundheitszustand verfallen sie dem Drogenmissbrauch wie Kokain oder dem Einatmen der Dämpfe von Lösungsmitteln wie Terokal (Kleber). Die Situation der Straßenkinder scheint für viele aussichtslos. Von der Gesellschaft werden sie behandelt wie ein lästiges Übel. Eine faire Chance hatten sie nie.
Grund genug, den Straßenkindern ein Zuhause zu geben. Sie brauchen eine Chance jenseits der Straße, z.B. bei CIMA in LIMA:
Der weiche Kern der harten Arbeit ist bereits im Namen beschrieben: „Zentrum der liebevollen Integration vernachlässigter Kinder“
Gegründet 1990 von dem kanadischen Lehrer Jean-Luis Lebel, ist CIMA für circa 100 Jungen im Alter von 8 bis 16 Jahren ein neues Zuhause und eine Chance auf eine Zukunft. Wenn sie bei CIMA ihre ‚Hymne‘ singen, dann stehen selbst den ‚harten‘ Jungs die Tränen in den Augen.
Die Regeln im Haus sind streng, dennoch wird auf jedes Kind individuell und liebevoll eingegangen. Die Straßenjungs erhalten Hilfen bei Lernschwierigkeiten, werden individuell betreut und medizinisch versorgt.
Wichtig ist vor allem, den Jungen mit einer Ausbildung eine Perspektive für die Zukunft zu geben. Dabei helfen wir. Nachdem die Kinder vormittags die örtliche Schule besuchen, lernen sie nachmittags handwerkliche Fähigkeiten, Metallverarbeitung und Schreinern. Sie lernen, wie man Tiere und den hauseigenen Nutzgarten versorgt. Bekommen eine Einführung in in die Arbeit mit Computern. Sie machen Sport, Theater und sind stolz auf ihre eigene, ausgezeichnete Band.
Ein Junge erzählt begeistert, dass er gerade für die Versorgung der Tiere auf dem kleinen, anliegenden Bauernhof zuständig ist. Die Verantwortung für die Meerschweinchen (die in Peru übrigens gegessen werden) teilt er sich mit einem Freund. Die beiden sind sichtlich stolz, dass sie so etwas wie die „Meerschweinchenbeauftragten“ sind. Zwei kleine verschmitzt lachende Jungs mit großer Verantwortung. Man vergisst bei diesem Anblick schnell, dass die beiden vor kurzem noch auf der Straße lebten.
Ein etwas älterer Jugendlicher führt durch die verschiedenen Werkstätten. Hier wird am Nachmittag geschreinert, gelötet, gehämmert und Metall verarbeitet. In der Ecke steht ein auseinandergenommener alter PC. Ein anderer Junge zerlegt gerade einen Trafo. Das Interesse an Technik ist groß, gerne versuchen sich die Jugendlichen daran, betagte Geräte wieder zum Leben zu erwecken.
Im Garten wachsen Salat, Brokkoli, Kartoffeln und Tomaten für die Selbstversorgung der Einrichtung. Zwischen den Beeten knien zwei Jugendliche und jähten Unkraut. Sie sind schon seit zwei Tagen an dieser Arbeit dran, sie wollen heute noch vor dem Mittagessen damit fertig werden.
Anfangs fällt es den meisten Jungen schwer, sich an den strukturierten Alltag zu gewöhnen. Zuvor haben sie sich durch die Straßen treiben lassen und um ihr Überleben gekämpft. Ein Junge erzählt, dass er nie damit gerechnet hätte, sich jemals Zukunftspläne zu erträumen. Geschweige denn, sich darauf vorzubereiten. Nun tut er beides. Er will Schreiner werden und saugt jede Information über Holzbearbeitung mit allen Sinnen auf. Sein Blick ist offen und zuversichtlich. Es spiegeln sich Hoffnung, Mut und ein gehöriger Funke Selbstbewusstsein darin. Noch ein Jahr kann er in CIMA verbringen und dieses will er auch nutzen, denn nach einen Jahr in CIMA muß er wieder hinaus, ins „feindliche Leben“.
——
ein Besuchsbericht: Clemens Oberle / 2007
direkt zu unserem Projektpartner in Lima: CIMA in LIMA
eine weitere deutsche Organisation, die hier mithilft: Aktion Peruhilfe e.V.